Zusammenspiel zwischen Blende, Verschluss und ISO

Automatikmodus schön und gut! Irgendwann kommen selbst Anfänger an die Grenzen der automatischen Einstellungen und wünschen sich mehr Spielraum  für die kreative Freiheit. Um aber die Vorteile des manuellen Modus oder der Modi mit Zeit- oder Blendenpriorität nutzen zu können, ist das Verständnis vom Zusammenspiel von den drei wichtigsten Parametern essentiell. Blende, Verschluss und ISO bestimmen über die Belichtung, die Bewegungsschärfe oder die Schärfentiefe des Fotos.

Der Automatikmodus der Digitalkamera ist besonders für Einsteiger und Gelegenheitsfotografen eine gute Möglichkeit, ohne viel technisches Know-How sofort gute Fotos in so ziemlich jeder Situation machen zu können. Die automatischen Modi der neueren Generationen an Kameras sind dabei kaum zu vergleichen mit denen vor ein paar Jahren. Durch die immerzu steigende Geschwindigkeit des Autofokus oder spezielle Gimmicks wie die Gesichtserkennung entstehen mit dem Automatikmodus durchaus ansehnliche Bilder mit bestmöglicher Belichtung und Schärfe.
Allerdings eignet sich der Automatikmodus so gut wie gar nicht für kreative Spielereien. Langzeitbelichtungen beispielsweise sind mit dem Automatikmodus nicht möglich und müssen zumeist vollständig manuell eingestellt werden. Um in solchen Situationen dennoch Herr über die Technik zu bleiben, braucht es ein tiefergehendes Verständnis der Thematik um Blende, Verschluss und ISO.

Blende

Die Blende bezeichnet in erster Linie nichts weiter als die Größe der Öffnung im Objektiv, durch die Licht eindringen kann. Bei einer niedrigen Blendenzahl wird viel Licht, bei einer hohen Blendenzahl wenig Licht durch die Öffnung gelassen. Die Blendenzahl wird in sogenannten „f-stops“ angegeben. So sieht man bei der Angabe von Blendenwerten immer wieder den Buchstaben „f“ davor, der für focal length, also die Brennweite steht. Aus dem Verhältnis aus Brennweite und den f-stops ergibt sich die jeweilige Blendenöffnungsweite. Bei der Verwendung einer Brennweite von 50 mm bei der Blende f2 beträgt die Blendenöffnung also 25 mm, da focal length (Brennweite) / Blendenwert = Blendenöffnung.
Als besonders lichtstarke Objektive gelten solche mit einer maximalen Öffnung unter f2. Die minimale Öffnung beträgt zumeist f22.

Verschluss

Der Verschluss bestimmt über die Zeit, in welcher der Shutter (Verschluss) geöffnet ist und Licht durch die Blendenöffnung auf den Sensor einfallen kann. Im Gegensatz zu den Werten der Blendenöffnung stehen bei der Verschlusszeit kurze Zeiten für wenig Licht und hohe Zeiten für viel Licht, das durch die Öffnung strömt. Die Belichtung ist bei kurzen Verschlusszeiten also geringer, bei langen höher. Daher wird die Verschlusszeit mitunter auch Belichtungszeit genannt.
Bei sehr kurzen Verschlusszeiten wie etwa 1/2000 sek schließt der Verschluss in dem angegeben Bruchteil einer Sekunde und nimmt nur das in der Zeit eingefallene Licht sowie die Bewegungen auf. Bei langen Verschlusszeiten von mehreren Sekunden (Langzeitbelichtungen) bleibt die Blende für eine längere Zeit geöffnet und das Licht fällt für den Zeitraum auf den Sensor ein.

ISO

Bei analogen Kameras gibt der ISO- oder ASA-Wert die Lichtempfindlichkeit des Filmes an. Bei digitalen Kameras simuliert der ISO-Wert lediglich die jeweilige Lichtempfindlichkeit des Sensors durch veränderbar angepasste elektrische Spannung. Je höher die Spannung, desto lichtempfindlicher reagiert der Sensor.
Gewöhnlich reichen die ISO-Werte von 100 bis zu 4000, aber auch ISO-Werte bis 100.000 sind bei speziellen Kameras möglich.
Der ISO-Wert kann prinzipiell als Ausgleichswert bei dem Zusammenspiel zwischen den beiden Hauptparametern (Blende/Verschluss) verstanden werden.

Zusammenspiel zwischen Blende, Verschluss und ISO

Das Verständnis der drei Parameter alleine reicht noch nicht ganz aus für vollständige kreative Freiheit bei manuellen Einstellungen an der Kamera. Für eine optimale Belichtung im manuellen Modus ist vor allem die Kenntnis über den Zusammenhang und das Zusammenspiel der Parameter entscheidend. Während bei den Modi Zeit- bzw. Blendenpriorität einer der Werte vernachlässigt werden kann, zählt im manuellen Modus jeder Wert für die Belichtung des Fotos.

Mit der Blende wird zuerst bestimmt, wie viel Licht auf den Sensor einfallen soll. Dabei gilt, dass eine große Öffnung bei kleiner Blendenzahl mehr Licht durchlässt als eine kleine Öffnung. Daraus ergibt sich eine geringere Schärfentiefe bei kleinen Blendenzahlen, die besonders für die Herausstellung von Motiven aus einem unscharfen Vorder- und Hintergrund gerne genutzt wird.
Wenn eine kleine Blende eingestellt wird, die viel Licht durchlässt, sollte – gerade bei Tageslicht oder in einem beleuchteten Raum, mit der Verschlusszeit einer Überbelichtung entgegengesteuert werden. Ein Motiv bei Tageslicht mit einer kleinen Blende zu fotografieren, erfordert also eine kurze Verschlusszeit, die das einfallende Licht nur für eine kurze Zeit auf den Sensor fallen lässt.
Bei einer großen Blendenzahl von beispielweise f14 soll idealerweise der gesamte Bildausschnitt scharf sein. Dafür wird durch eine kleine Blendenöffnung nur wenig Licht durchgelassen um eine möglichst hohe Schärfentiefe zu erzielen. Das wenige Licht, das durch die kleine Blendenöffnung gelassen wird, erfordert nun bei normalen Lichtverhältnissen eine längere Verschlusszeit als Ausgleich. Wer allerdings bei gewünschter hoher Schärfentiefe aus der Hand fotografiert oder sich bewegende Motive ablichten möchte, erhält bei einer längeren Verschlusszeit schnell verwackelte Bilder. Wer mit hoher Blendenzahl und kurzer Verschlusszeit fotografieren möchte und in diesem Verhältnis an die technischen Grenzen stößt, kann sich mit dem ISO-Wert behelfen. Die hohe Blendenzahl bei gleichzeitig kurzer Verschlusszeit führt in den meisten Fällen zu einer Unterbelichtung des Bildes. Bei einer höheren Lichtempfindlichkeit des Sensors durch die Einstellung eines hohen ISO-Wertes wird kann die Belichtung noch ein wenig ausgeglichen werden. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass hohe ISO-Werte schneller zu Bildrauschen führen können als kleine. Deshalb sollte der ISO-Wert, wenn möglich, immer so klein wie möglich gehalten werden.

Besonders bei wenig Licht wird das Zusammenspiel der Faktoren wichtig. Wer zum Beispiel nachts bei wenig Licht ein möglichst scharfes Foto von einem Motiv aufnehmen möchte, ist zuallererst mit einer möglichst kleinen Blende gut beraten. Lichtstarke Objektive mit einer Lichtstärke von unter f2 eignen sich ideal für Aufnahmen bei wenig Licht. Zusätzlich zu der Blende wird eine Verschlusszeit eingestellt, die gerade so niedrig ist, dass bei dem Foto keine Verwackelungen durch die Aufnahme per Hand entstehen. Dafür empfehlen sich Verschlusszeiten von etwa 1/25 sek. Falls die Einstellungen immer noch zu einem unterbelichteten Bild führen, kann durch die Erhöhung des ISO-Wertes die Lichtempfindlichkeit des Sensors erhöht werden. Dadurch wird auch noch einmal die Belichtung gesteigert.

Ein anderes Beispiel, bei dem das Zusammenspiel der drei Faktoren wichtig wird, ist die Aufnahme mit einer Langzeitbelichtung. Hier soll durch eine lange Verschlusszeit eine hohe Bewegungsunschärfe eines Motivs erzeugt werden. Dabei verschwimmen die Bewegungen innerhalb des Bildbereiches und es entstehen beeindruckende Ergebnisse, die in der Realität vom menschlichen Auge nicht wahrgenommen werden können.
Eine so lange Verschlusszeit würde im Automatikmodus niemals eingestellt werden, daher ist die Wahl des manuellen Modus und des Verständnisses über die Einstellungsmöglichkeiten alternativlos.
Die lange Verschlusszeit lässt bekanntlich viel Licht durch die Blendenöffnung auf den Sensor einstrahlen. Daher muss die Blendenöffnung im Gegenzug so klein wie möglich gehalten werden, um das einfallende Licht zu begrenzen. Idealerweise bestehen Langzeitbelichtungen also aus einer langen Verschlusszeit von bis zu 30 Sekunden und einer kleinen Blendenöffnung von f14. Bei wenig Licht kann der Blendenwert aber oft nicht auf die gewünschte Größe eingestellt werden. Auch hier kann mit der Erhöhung des ISO-Werts wieder ausgeholfen werden. So kann durch die erhöhte Lichtempfindlichkeit der Blendenwert so klein wie möglich gehalten werden.

Mit den richtigen Einstellungen der Blende, der Verschlusszeit und des ISO-Wertes sollten mit entsprechenden Objektiven auch bei wenig Licht knackig scharfe Fotos oder korrekt belichtete Aufnahmen bei einer gezielt langen Verschlusszeit entstehen, die mit dem Automatikmodus nicht immer möglich wären.