Alte Schätze – Analoge Objektive für die DSLR
Konica Minolta, Exakta, Cosinon oder Porst – diese Namen mögen dem einen oder anderen Besitzer einer DSLR oder DSLM heutzutage nicht mehr viel sagen, doch zu Zeiten der analogen Fotografie waren sie jedem Fotografen ein Begriff. Während all diese und noch viele weitere Hersteller von Kameras, Objektiven und Zubehör mittlerweile nicht mehr produzieren, werden die alten Geräte noch immer genutzt – Relikte, die heute alte Schätze für Fotografen und Sammler sind.
Analoge Kameras aus dem alten Jahrhundert haben gewiss ihren Reiz für Besitzer einer DSLR oder DSLM oder hippe Teenager mit Faible für die Vergangenheit – der eigentliche Star des letzten Jahrhunderts sind aber ohne Zweifel die Objektive – beliebt bei Profi-Fotografen und Sammlern gleichermaßen. In Internetbörsen, auf dem Flohmarkt oder bei Antiquitätenhändlern gehen die Gläser für wenig bis bemerkenswert viel Geld über den Tresen, so dass noch immer von einem Hype um die alten Linsen gesprochen werden muss. Warum erfreuen sich alte analoge Objektive aber noch immer einer solchen Beliebtheit?
Gemeine Gewohnheit
Viele analoge Objektive sind oft so alt oder sogar älter als die Besitzer selbst, oft also einige Jahrzehnte alt, und die Objektive sind oft ebenso lang im Besitz geblieben. Einige der neueren Kamerasysteme wie Sony oder Panasonic waren damals noch gar nicht auf dem Kameramarkt aktiv. Neben Canon und Nikon gab es eben andere Hersteller, die heute teilweise schon wieder in der Versenkung verschwunden sind. Besitzer einer Canon- oder Nikon-Kamera haben natürlich auch vor diesen Jahrzehnten bereits gute Objektive besessen und trotz aller technischen Fortschritte bleibt gutes Glas gutes Glas. Besonders Canon hat über die Jahre mehrere Generationen an Objektiven hervorgebracht – mit unterschiedlichen Anschlüssen und unterschiedlichen Vorzügen. Doch die guten älteren Objektive waren auch später immer noch gut und konnten leicht über Adapter an den neueren Kameramodellen verwendet werden, was bis heute gängige Praxis ist. Wer sich einmal an ein gutes Objektiv gewöhnt hat, tauscht es nicht alle paar Jahre für ein moderneres Modell ein, heißt es in diesem Zusammenhang oft.
Günstiges Glas
Ein großer Vorteil der alten analogen Objektive gegenüber ihren digitalen Verwandten ist eindeutig der Preis. Viele lichtstarke Standardobjektive mit der beliebten 50 mm Brennweite gibt es für einige wenige dutzend Euros zu kaufen. Digitale Produkte, die ähnlich lichtstark sind, kosten schnell mehrere hundert Euro. Für Einsteiger lohnt sich also oft der Kauf auf dem Flohmarkt oder bei einer Kamerabörse, denn die Qualität vieler alter Objektive war und ist immer noch hervorragend. Allerdings befinden sich zwischen den Schätzen auch immer Ramsch, der schon damals mindere Qualität hatte und dementsprechend auch heute nicht viel wert ist. Diese Qualitätsunterschiede zu erkennen, erfordert eine gute Nase, Erfahrung oder Zeit für die Suche in Internetforen, die sich mit den alten Objektiven befassen. Generell gilt: Kratzer im Glas, Schimmel oder Staub im Inneren oder defekte Fokusringe sind klare Argumente gegen den Kauf. Äußerliche Makel wie Dellen, Kratzer oder Rostspuren stören bei der Verwendung nicht oder sind leicht zu reparieren.
Starker Charakter
Ein wichtiger Grund für viele Sammler und Fotografen, zum alten Glas zu greifen, ist der markante Charakter vieler alter Objektive. Oft wird dabei angeführt, dass heutige digitale Objektive alle ähnlich abbilden. Weiches Bokeh und weiche Kanten ohne viel individuelle Prägung – sehr gut zwar, doch wenig hervorstechend eben. Unter älteren Objektiven gibt es eine größere Bandbreite an Eigenschaften – von traumhaft weich, über interessant kantig bis hin zu abscheulich verzerrt. Dennoch bieten einige dieser Objektive eine willkommene Abwechslung zu den vielen und unverwechselbaren modernen Objektiven. So erklärt es sich auch, dass die Objektive solche beliebten Sammelgegenstände sind.
Analoge Objektive an digitalen Kameras
Wer mit alten Objektiven an modernen digitalen Kameras fotografieren möchte, muss auf den einen oder anderen Luxus verzichten. Der größte davon heißt Autofokus und ist einer der größten Errungenschaften des digitalen Zeitalters der Fotografie. Darauf zu verzichten ist nicht Jedermanns Sache, ein Anderer braucht den Autofokus hingegen gar nicht, da er ohnehin nur manuell fotografiert. Auch andere Vorzüge der digitalen Verbindung zwischen Kamera und Objektiv gibt es bei den analogen Vertretern ihrer Gattung nicht: die automatische Blendeneinstellung ist so ein Beispiel. Wer diese Vorzüge nicht unbedingt braucht für seine Zwecke, muss nur noch irgendwie das Objektiv an der Kamera befestigen können.
Die digitalen Kameras haben allesamt Anschlüsse, die auf ihre digitalen Objektive zugeschnitten sind. Ältere Objektive oder Objektive von anderen Anbietern nicht einfach so – die Lösung heißt Adapter. Mit Adaptern können verschiedene Systeme miteinander verbunden werden, aber Achtung: Je dicker der Adapter, desto stärker verändert sich auch die Brennweite des Objektivs. Die Adapter gibt es sowohl im Fachgeschäft als auch im Internet überall zu kaufen.
Ist das Objektiv mit der Kamera verbunden, steht der analog-digitalen Fotografie nichts mehr im Wege. Ein paar Hinweise seien trotzdem noch mit auf den Weg gegeben. Durch eine fehlende elektronische Verbindung zwischen Kamera und Objektiv wird dieses auch nicht erkannt. Automatische Modi und Funktionen entfallen bei der Verwendung von analogen Objektiven. Bei vielen Kameras muss sogar erst die Funktion „Auslösen ohne Objektiv“ eingeschaltet werden, um ohne eine elektronische Verbindung überhaupt Fotos machen zu können.
Ohne funktionierenden Autofokus und ohne automatische Blendeneinstellung empfehlen sich der manuelle Modus und eine sehr kurze Verschlusszeit, um verwackelte Aufnahmen zu vermeiden. Wer Schwierigkeiten hat bei der hohen Lichtstärke, den Fokus manuell richtig zu setzen, ist mit einer höheren Blende am Anfang erst einmal gut beraten, bis die Handhabung mit dem manuellen Fokus besser gelingt. Wer auf den automatischen Fokus nicht verzichten mag, ist hingegen auch mit analogen Objektiven schlecht beraten. Zum Experimentieren sind die Gläser aber allemal geeignet und vielleicht entdeckt der eine oder andere Fotograf ja seine Leidenschaft für die charakterstarken und markanten Linsen.