Die Grundlagen der Typografie anwenden
Mit Programmen wie Microsoft Word sind die richtigen Einstellungen der typografischen Elemente keine große Schwierigkeit. Typografie, griechisch für „Figur“ und „schreiben“, beschreibt in der Kunst und im Druckhandwerk das Setzen von Druckbuchstaben auf dem dafür vorgegebenen Raum. Bei der Erstellung von Texten mit Standard-Schreibprogrammen wie eben Word hat der Nutzer einige simple Möglichkeiten zur Anpassung der Typografie. Dazu gehören beispielsweise die Wahl der Schriftart, der Zeilenabstand oder die Zeilenlänge. Allerdings sind die Möglichkeiten in solchen Programmen auf den ersten Blick eingeschränkt, weshalb sich Designer oder ambitionierte Gestalter bei der Erstellung von individuell gestalteten Texten lieber auf spezielle Software konzentrieren. Adobe InDesign oder Illustrator sind Beispiele für Programme, mit denen der Nutzer größtmöglichen Einfluss auf alle Bereiche der Typografie haben soll.
Am Ende soll das Erzeugnis aus makro- als auch aus mikrotypografischer Sicht überzeugen. Die Makrotypografie beschreibt den Gesamteindruck der Seite, während die Mikrotypografie die Details wie Schriftgröße oder Zeilenabstand und deren Zusammenspiel beschreibt.
Ob nun für gute Lesbarkeit, für die Ästhetik an sich oder für Werbewirksamkeit – die optimale Anwendung der makro- und mikrotypografischen Einstellungen beruht auf zahlreichen Gestaltungsregeln. Die wichtigsten Regeln der Typografie werden hier kurz vorgestellt und erläutert.
Arten von Ziffern
Der Zeichensatz, also die Gesamtheit der zur Verfügung stehenden Zeichen, umfasst für den gewöhnlichen Gebrauch vor allem die drei wichtigsten Gruppen zur Textgestaltung. Das sind einmal die Buchstaben oder Letter aus dem Alphabet, weiterhin die arabischen Ziffern von 0 bis 9 und jede Menge Satzzeichen. Daneben gibt es weitere Sonderzeichen, die zwar nicht auf jeder Tastatur zu finden sind, aber trotzdem Verwendung in vielen Gestaltungserzeugnissen finden.
Die Buchstaben eines Zeichensatzes bestehen aus Versalien beziehungsweise Majuskeln (Großbuchstaben) und Gemeine beziehungsweise Minuskeln (Kleinbuchstaben). Während Majuskeln auch als Zwei-Linien-Schrift bezeichnet werden, weil bei ihnen keine Ober- oder Unterlänge vorkommt, weisen die Minuskeln sehr wohl Ober-, Mittel- oder Unterlängen auf.
Neben den Buchstaben kommen in Textformen auch immer wieder Zahlen vor. Diese können ebenfalls sowohl Majuskeln als auch Minuskeln sein und auch sonstige typografische Eigenschaften annehmen, die auch auf Buchstaben zutreffen. Deshalb enthalten die allermeisten Schriftarten (Font) neben Groß- und Kleinbuchstaben auch die Zahlenreihe 0 bis 9 und die wichtigsten Satzzeichen.
Schriftart
Die Wahl der Schriftart ist ein wichtiges Element in der Typografie. Die grafische Gestaltung der Ziffern hat erheblichen Einfluss auf die Wirkung des Textes auf den Leser, daher sollte die Schriftart niemals vorschnell gewählt werden.
Standardsoftware wie Microsoft Word aber auch professionelle Programme wie Adobe InDesign haben einen vorgegebenen Pool an Schriftarten, die für die Textgestaltung ausgewählt werden können. Allerdings sollten in einem Projekt höchstes zwei bis drei Schriften zur Verwendung kommen, ansonsten wirkt die Mischung der Schriftarten schnell aufdringlich und chaotisch.
Bewährte Schriftarten sind zum Beispiel „Times New Roman“, „Helvetica“, „Arial“, „Verdana“ oder auch „Comic Sans“. Allerdings sind die bewährten Schriften nicht unbedingt die beliebtesten. Besonders „Comic Sans“ und „Times New Roman“ werden besonders von Laien inflationär genutzt und zählen zu den unbeliebtesten Schriftarten. „Helvetica“, „Frutiger“ oder „Myriad“ hingegen gelten als sehr beliebte Schriftarten und werden auch gerne von Profis genutzt.
Welche Schriftart sich für welches Projekt am besten eignet, liegt letzten Endes selbstverständlich im Auge des Autors und ist immer eine Frage des Geschmacks. Dennoch gibt es in der Bandbreite an verschiedenen Schriftarten auch eine Bandbreite an unterschiedlicher Wirkung. Während die meisten Schriftarten seriös wirken sollen, gibt es auch solche, die lustig wirken, andere die altertümlich wirken oder wieder andere, die futuristisch anmuten. Die Bandbreite lässt sich ewig weiterführen, denn auf diversen Websites werden frei verfügbare Schriftarten angeboten, deren Zahl täglich wächst. Wer also auf der Suche nach der optimalen Schriftart für sein Projekt bei den Standard-Schriftarten nicht fündig geworden ist, kann auf solchen Seiten aus einer noch viel größeren Auswahl wählen.
Schriftschnitt
Ist die gewünschte Schriftart erst einmal ausgewählt, kann diese mit einem Schriftschnitt so angepasst werden, dass diese auch den eigenen Vorstellungen entsprechend zur Geltung kommt. Der Schriftschnitt ist letztlich die Stilvariante, in der die Schrift dargestellt wird. So erscheint dieser Text – wie auch die meisten anderen – im normalen Schriftschnitt „Regular“ oder auch „Roman“. Andere Schriftschnitte sind zum Beispiel „bold“ (fett), „light“ (dünn), „italic“ (kursiv) oder „caps“ (Kapitälchen). „Bold“ steht im Prinzip nur für eine größere und „light“ für eine schmalere Dicke der Ziffern und „italic“ für eine schräge Schreibweise. Beide Schriftstile sind elementare Funktionen von allen gängigen Schreibprogrammen und daher sehr bekannt. Der Schriftstil „Caps“ hingegen ist etwas weniger bekannt und bedeutet, dass die Schrift ausschließlich aus Großbuchstaben in der Größe der Kleinbuchstaben besteht, während der Anfangsbuchstabe auch die Größe eines regulären Großbuchstaben hat.
Die Schriftschnitte haben je nach Software noch Unter- und Zwischenstufen, die entweder über die Intensität des angewandten Schriftschnitts bestimmen oder eine Mischung zwischen zwei unterschiedlichen Schriftschnitten bedeuten.
Schriftgröße und Zeilenabstand
Elementar in der Typografie ist auch die Bestimmung der Schriftgröße und anderen Größen in der Schriftart. Über den Schriftgrad kann die Größe, in der die Schrift erscheint, eingestellt werden. Allerdings können unterschiedliche Schriftarten bei gleichem Schriftgrad unterschiedlich groß wirken, denn der Schriftgrad beschreibt eigentlich nur die Kegelhöhe der Schriftart und nicht die tatsächliche Größe. Die Größe ist hauptsächlich von der Mittellänge der Buchstaben abhängig.
Die Schriftgröße lässt sich beliebig anpassen und ist ein wichtiger Faktor für den Lesefluss des Textes. Bei viel Text empfiehlt es sich zum Beispiel durchaus auch die Schrift größer zu machen. Außerdem sollten Titel, Dachzeilen, Überschriften, Zwischenüberschriften usw. größer erscheinen als der Rest des Textes. Der Lesefluss oder die Wirkung verschiedener Textelemente sind stark abhängig von der Anpassung der Schriftgröße und dem angenehmen Zusammenspiel der unterschiedlich großen Textpassagen. Schließlich ist aber auch die Wahl der Schriftgröße eine reine Geschmackssache.
Neben der Höhe der Schrift, die mit dem Schriftgrad bestimmt werden kann, ist es außerdem möglich, die Laufweite des Textes eingestellt werden. Die Laufweite bezeichnet den Abstand zwischen den Zeichen und beeinflusst damit, wie „dicht“ die Zeilen und der Gesamttext wirkt. Auch hier gilt, dass bei viel Fließtext auch die Laufweite erhöht werden kann, um den Lesefluss zu erleichtern. Weiterhin sollte bei der Verringerung der Schriftgröße die Laufweite erhöht und andersherum bei der Erhöhung der Schriftgröße die Laufweite verringert werden.
Der richtige Abstand zwischen den Buchstaben ist oft erst durch das sogenannte „Unterschneiden“ und “Ausgleichen“ möglich. Beim Unterschneiden wird der Abstand zwischen bestimmten Zeichen mit viel freiem Raum auf einer oder beiden Seiten und den folgenden Zeichen durch Zusammenrücken verringert. Auch beim Ausgleichen werden störende Weißräume durch eine Veränderung des Abstandes zwischen den Zeichen entfernt. Bei beiden Vorgehensweisen wird versucht, einen einheitlichen und angenehmen Abstand zwischen den Buchstaben zu erreichen.
Eine weitere Möglichkeit zur Verbesserung des Leseflusses ist die Anpassung des Zeilenabstands. Der Zeilenabstand misst dabei die Distanz zwischen den Grundlinien beider Zeilen. Nicht zu verwechseln ist der Zeilenabstand mit dem Durchschuss, der lediglich den Zwischenraum zwischen den bedruckten Zeilen misst. Bei Word kann der Abstand zum Beispiel in Schritten angepasst werden, in anderen Programmen vollständig manuell und beliebig. Je mehr Text und desto kleiner die Schriftgröße auf der Seite ist, desto größer sollte auch der Zeilenabstand sein. Auch die Zeilenlänge kann angepasst werden und sollte wie auch der Zeilenabstand hinsichtlich des Leseflusses nach eigenem Ermessen bestimmt werden.
Schriftsatzart
Ist der Fließtext erst einmal erstellt und typografisch bis hierhin angepasst, bleibt noch ein weiteres wichtiges Element. Durch die Schriftsatzart kann außerdem bestimmt werden, wie der Text auf der Seite formatiert ist. Der Blocksatz, bei dem die Zeilen links und rechts am Rand der Seite bündig erscheinen, geschieht durch eine Erhöhung der Abstände zwischen den Wörtern. Dadurch sind die Abstände alle unterschiedlich und einige Zeilen weisen sehr große Abstände auf. Beim Flattertext hingegen sind die Zeilen lediglich links bündig und laufen rechts nicht bündig aus. Die Wortabstände sind immer identisch, allerdings wirkt der unbündige rechte Rand auch „unsauber“. Der Block- und der Flattertext sind die beiden bewährtesten Schriftsatzarten.
Der Axialsatz hingegen eignet sich vor allem für Gedichte oder ähnliches, da hier die Zeilen immer mittig auf der Seite erscheinen. Auch Überschriften werden gerne mittig gesetzt. Der Formsatz ist eine etwas kreativere Schriftsatzart. Dabei ist der Text so bündig, dass er zusammenhängend eine bestimmte Form ergibt. Der Formsatz wird auch gerne angewandt, wenn zum Beispiel Bilder oder Grafiken mit Text ummantelt werden sollen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass für die Typografie zwar allerhand Grundlagen bestehen, die für die richtige Wirkung des Textes oder der Wörter essentiell sind. Jedoch ist die Typografie immer eine Frage des Geschmacks. Daher können kaum allgemeingültige Ratschläge gegeben werden. Letzten Endes sieht der Gestalter immer selbst, ob und wie der Lesefluss beeinflusst wird durch Anpassungen der typografischen Elemente. Wer mit der Absicht, den Lesefluss so angenehm wie möglich zu halten, der wird unter Beachtung der Grundlagen nicht viel falsch machen können.