Tipps & Tricks für Portraitaufnahmen
Neben Landschaften und Sehenswürdigkeiten aller Arten sind Portraits das wohl beliebteste Motiv in der Fotografie. Vom absoluten Beginner zum erfahrensten Profi – der Drang, die Gesichter anderer Menschen einzufangen und ansprechend in Szene zu setzen, eint die Fotogemeinde bereits seit ihren Ursprüngen. Allerdings ist das Portrait eine hohe Kunst. Mit den folgenden Hinweisen sollten die Aufnahmen jedoch besser aus der Hand gehen.
Seit jeher begeistern menschliche Gesichter in der Fotografie die Betrachter – und das aus den unterschiedlichsten Gründen. Die unzähligen Facetten der Menschlichkeit spiegeln sich in ebenso vielen unterschiedlichen Herangehensweisen an die Portraitaufnahme wider, so dass auf den ersten Blick kaum der Eindruck entsteht, dass es in diesem Feld Regeln oder Grundsätze gibt. Allerdings gibt es sehr wohl einige Hinweise, die es zu beachten gilt, wenn ein optimales Portrait gelingen soll.
Die Auswahl des Motivs
Natürlich steht jedem Fotografen die Wahl seiner Motive und Modelle selbst zu. Oft sind es Menschen, die dem Fotografen in einem Moment oder über einen längeren Zeitraum wirkungsvoll im Gedächtnis geblieben sind. Das müssen nicht unbedingt Menschen sein, die dem gängigen Schönheitsideal entsprechen. Viel wichtiger ist das Charisma, das diese Menschen ausstrahlen, und das Fotografen so gerne versuchen, einzufangen. Vertrauen Sie bei der Auswahl Ihrer Motive also auf ihr Bauchgefühl.
Nach den Äußerlichkeiten spielt außerdem die Behaglichkeit des Models vor der Kamera eine große Rolle. Selbst bei den bezauberndsten Menschen können die Fotos misslingen, weil die Scham oder die Nervosität vor der Kamera die Natürlichkeit verschwinden lassen. Suchen Sie gerade zu Beginn Personen aus, die sich bereitwillig und ohne viel Überzeugungsarbeit vor die Kamera stellen und die Natürlichkeit auch unter diesen unnatürlichen Umständen wahren können. In der Tat hilft es oft, Familienmitglieder oder Freunde vor die Linse zu holen, da die Vertrautheit oft bei dem Shooting hilft – gerade dann, wenn die Emotionen authentisch wirken sollen.
Die Ausstattung
Neben dem passenden Motiv braucht es zudem die passende Ausstattung. In Zeiten, in denen selbst Smartphones hochauflösende Fotos in erstaunlicher Qualität machen, ist die Frage des Equipments immer weniger wichtig für die semiprofessionelle Fotografie. Wer allerdings qualitativ möglichst hochwertige Ergebnisse erzielen möchte, der sollte auch auf eine entsprechende Ausstattung zurückgreifen. Die Merkmale, die für gelungene Portraits besonders wichtig sind, können Handys oder günstige Digitalkameras nur bedingt liefern. Für die gestochene Schärfe neben einer hohen Auflösung auch eine herausragende Bildqualität wichtig. Weiterhin ist es ein beliebtes Mittel in der Portraitfotografie, das Motiv durch einen unscharfen Hintergrund herauszustellen. Um diese Unschärfe zu erreichen, empfiehlt sich einerseits ein großer Sensor in der Kamera oder eine große Brennweite mit gleichzeitig kleiner Blendenzahl. Die Standardbrennweite eines Portraitobjektivs liegt bei 50 mm. Je größer die Brennweite desto unschärfer wird auch der Hintergrund. Spezielle Portraitlinsen liegen teilweise bei bis zu 100 mm. Diese Objektive unterscheiden sich von den normalen Standardzooms mit ebenfalls hohen Brennweiten vor allem dadurch, dass sie mit kleinen Blendenzahlen trotzdem sehr lichtstark sind und damit ebenfalls für eine starke Unschärfe sorgen können.
Die Beleuchtung
Weiterhin zu empfehlen sind ein Stativ zur Fixierung der Kamera und Lichtquellen zur Ausleuchtung des Sets. Wer zuhause fotografiert, hat natürlich den Vorteil, die Beleuchtung selbst setzen zu können, um das ideale Szenario selbst zu erschaffen. Für optimale Lichtbedingungen im Homestudio sollte darauf geachtet werden, dass alle Lichtquellen die gleiche Farbtemperatur haben. Wer das nötige Kleingeld in der Tasche hat, greift in dem Fall direkt zu Studioleuchten. Im anderen Fall tun es auch die gleichen Glühbirnen für die verwendeten Lampen. Für unterwegs eignet sich zur Erhellung des Gesichts ein externer Blitz, der idealerweise auch entfesselt blitzen kann. In dem Fall kann dieser auch aus anderen Positionen das Motiv beleuchten und der Schatten im Gesicht kann je nach Belieben variiert werden.
Nicht nur umweltverträglicher, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes natürlicher ist das Sonnenlicht. Ihr Licht ist unnachahmlich und lockt auch die erfahrensten Profis immer wieder aus ihren Studios nach draußen. Die tiefstehende Sonne in der sogenannten „Goldenen Stunde“ kurz vor dem Sonnenuntergang ist für Fotografen die schönste Lichtquelle. Auch die rötliche untergehende Abendsonne oder das Gegenlicht, wenn das Model vor dem einstrahlenden Sonnenlicht fotografiert wird, sind stilistische Elemente, die nicht im Studio nachzuahmen sind. Die optimale Beleuchtung hängt also in erster Linie von dem Stil und vom Geschmack des Fotografen ab.
Die Bildgestaltung
Wenn nun aber das Model vor der Kamera steht und der Fotograf durch den Sucher schaut, kommen schnell die ersten Probleme auf. Wie sieht die Bildgestaltung für eine gelungene Portraitaufnahme aus? Natürlich gibt es auf solch eine allgemeine Frage keine allgemeingültige Antwort, doch einige Ratschläge und Hinweise zu Fehlern, die es zu vermeiden gilt, sehr wohl.
Hochformat oder Querformat? Diese Frage treibt die Fotografen auch heute noch um. Zwar ist das Querformat das gängigere der beiden und, da es angenehmer für die Sicht des menschlichen Auges ist, auch nie eine verkehrte Wahl. Da der menschliche Körper und auch das Gesicht samt Hals eher in die Höhe als in die Breite ragen, empfiehlt sich das Hochformat bereits automatisch. Die Positionierung des Motivs geschieht von alleine – anders als beim Querformat. Hier lenkt der Platz an beiden Seiten oft so sehr ab, dass das Portrait schnell langweilig wirkt. Eine beliebte Lösung für dieses Problem ist die Positionierung des Motivs bei etwa einem Drittel der Länge des Bildausschnitts. Durch die Drittel-Regel wirkt das Bild nicht mehr so stark zentriert, sondern etwas aufgelockerter. Gerade dann, wenn der Hintergrund nicht eintönig ist und ebenso zum Bild gehören soll wie das Gesicht des Models, ist die dezentrale Positionierung eine gute Möglichkeit, um beide Ebenen gleichmäßig zu betonen. Bei Aufnahmen am Strand oder in weitläufigen Landschaften stellt sich dazu allerdings oft noch ein horizontales Problem. Denn die Horizontlinie unterteilt das Bild automatisch und so sehr sichtbar, dass die Positionierung des Horizonts ebenso wichtig ist wie beim Model selbst. Dadurch, dass Fotograf und Model sich in der Größe zumeist nicht sehr stark voneinander unterscheiden, passiert es, dass die Linie durch den Kopf des Models verläuft, was ästhetisch eher zu vermeiden ist. Fotografiert die Kamera etwas weiter von oben, steigt auch die Horizontlinie im Bildausschnitt, von weiter unten weicht auch die Linie weiter nach unten im Bildausschnitt. Bei der Positionierung des Horizonts sollte allerdings immer darauf geachtet werden, dass die Linie parallel zum oberen und unteren Bildrand verläuft.
Falls neben dem Gesicht des Models noch weitere Elemente in die Aufnahme integriert werden sollen, müssen alle Elemente so arrangiert werden, dass der Betrachter durch die richtige Positionierung auf den ersten Blick auf das wichtigste Objekt geleitet wird. Dies gehört allerdings in der Tat zur hohen Kunst der Fotografie und erfordert mitunter jahrelange Erfahrung.
Die Aufnahme(n)
Dass Portraitaufnahmen keine Schnappschüsse sind, sollte jedem Laien spätestens beim ersten eigenen Versuch auffallen. Die Bildgestaltung, der Gesichtsausdruck und zudem noch grundlegende Einstellungen an der Kamera müssen allesamt optimal passen. So kann es passieren, dass bis zur perfekten Aufnahme gerne einmal hunderte Fotos entstehen. Schalten Sie also die Serienaufnahmefunktion der Kamera ein, um nicht nur Zeit zu sparen, sondern auch, um eine große Auswahl von einer Szene zu haben. Wer jedoch mit einem Blitz arbeitet, muss warten, bis dieser wieder aufgeladen ist und kann nicht die volle Geschwindigkeit der Serienaufnahme nutzen.
Wer bei den kamerainternen Einstellungen Zeit sparen möchte, setzt idealerweise auf den Modus der Zeitautomatik (auf der Wählscheibe meistens mit A oder S gekennzeichnet), der die feste Einstellung der Blendenzahl bei automatischer Korrektur der Belichtungszeit und der ISO-Empfindlichkeit erlaubt. So bleibt das Bild bei einer gleichbleibenden Lichtstärke stets optimal belichtet.
Falls die Aufnahme später noch intensiv bearbeitet werden soll, ist die interne Speicherung als RAW-Datei die beste Wahl. Das RAW-Format bietet bei den Korrekturschritten den größten Spielraum, beansprucht allerdings mehr Speicherplatz als die JPEG-Datei.
Die Bildbearbeitung
Nachdem die perfekte Aufnahme im Kasten ist und auf den PC oder ein anderes Gerät gespeichert ist, kommt es zur Kür. In der Nachbearbeitung kann dem Foto der letzte Schliff verpasst oder vollständig aufgemotzt werden. Für eine leichte Korrektur, die das Bild jedoch spürbar aufwertet empfehlen wir die folgenden Arbeitsschritte.
Am Anfang steht die Entscheidung nach der Farbauswahl. Soll das Bild in Schwarz und Weiß gehalten sein, sollen bunte Farben überwiegen und ist eine insgesamt kühlere Farbtemperatur gewünscht. Diese Einstellungen geschehen über die Modi „Farbtemperatur“ und „Farbton“, die in allen Bildbearbeitungsprogrammen vorhanden sind. Erst danach kann über die Helligkeit und den Kontrast die optimale Belichtung bearbeitet werden. In Programmen wie Adobe Lightroom ist es möglich, einzelne Bereiche zu erhellen oder abzudunkeln. Ein schöner Effekt ist die Reduktion der Helligkeit um das Motiv herum, wodurch dieses automatisch besser zur Geltung kommt. Weiterhin kann durch Cropping der gewünschte Bildausschnitt angeglichen werden. Außerdem können so auch die Augen aufgehellt werden, um diese besser hervorzuheben.
Bei der Feinjustierung können zusätzlich noch eventuelle rote Augen korrigiert werden durch die gleichnamige Funktion der meisten Programme. Wer einen Schritt weitergehen möchte, arbeitet manuell mit der „Bereichsreparatur“ und kann damit nicht nur rote Augen, sondern auch Hautunreinheiten usw. entfernen.
Bei Bedarf kann außerdem die Schärfe oder Die Klarheit/Struktur erhöht werden, um das Motiv noch einmal stärker zu betonen.
Abschließend kann das ursprüngliche RAW-File als JPEG-Datei exportiert werden.
Für das perfekte Portraitfoto gehen mit intensiver Vorbereitung und Nachbearbeitung gerne einmal mehrere Stunden dahin. Das muss jedem Laien bewusst sein, denn die Portraitfotografie bedeutet keineswegs nur zufällig gelungene Schnappschüsse, sondern gut durchdachte und optimal durchgeführte Aufnahmen unter professionellen Bedingungen.