Detail eines Objektivs

Belichtungsautomatiken einer Kamera richtig anwenden

Wer gerade erst anfängt, sich eingehender mit seiner Kamera zu beschäftigen, der wird – natürlich genau wie die ambitionierten und die professionellen Fotografen bei ihren Anfängen – über die verschiedenen Buchstaben auf dem Auswahlrad der Belichtungsmodi gestolpert sein. Neben sehr ausgeklügelten Automatikmodi gibt es nämlich noch mehrere Modi für die automatische, halbautomatische oder manuelle Einstellung der Belichtung, die nur durch bestimmte Buchstaben abgekürzt sind. Ein Blick ins Kamerahandbuch gibt in der Regel Aufschluss über die Akronyme, reicht als Erklärung über die Vor- und Nachteile und Anwendungsbereiche aber oft nicht aus. Deshalb werden hier im Folgenden die verschiedenen Belichtungsautomatiken vorgestellt.

Die Grundlagen

Die Belichtung des jeweiligen Motivs hängt natürlich immer vom Umgebungslicht ab und ändert sich daher oft sogar von Sekunde zu Sekunde. Bei teils bewölktem Himmel beispielweise wechselt sich das direkte Sonnenlicht permanent mit dem Schatten der Wolken. Hier immer wieder manuell die richtige Belichtung einzustellen, ist nicht nur nervenaufreibend, sondern zeitlich auch auf Dauer fast unmöglich. In solchen Situationen kommen dem Fotografen die automatischen oder halbautomatischen Belichtungsmodi zu Gute, die solche Einstellungen automatisch übernehmen.
Die Belichtung ist grundsätzlich ein Zusammenspiel aus der Blendenöffnung, der Verschlusszeit sowie teilweise auch der ISO-Einstellung. Während die Blende darüber bestimmt, wie viel Licht durch die Objektivöffnung einfallen kann, bestimmt die Verschlusszeit über den Zeitraum des Lichteinfalls und der ISO-Wert über die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Durch die Justierung dieser Faktoren ändert sich die Belichtung, sodass auf das Umgebungslicht immer reagiert werden kann.

Automatikmodus und Programmautomatik (P)

So gut wie alle Digitalkameras, DSLRs, System- und Bridgekameras sowie die meisten Camcorder verfügen über einen Automatikmodus, der alle zur Belichtung nötigen Einstellungen übernimmt. Für Laien ist diese Option oft sehr hilfreich, denn zur richtigen Belichtung gehört das Verständnis der Grundlagen und eine intuitive Anwendung der Parameter. Wer sich also unsicher ist, welche Einstellungen zum Beispiel bei wenig Licht angemessen sind und wenig Zeit zum Experimentieren hat, ist mit dem Automatikmodus zum Anfang gut beraten. Dieser steuert neben der Belichtung auch den Weißabgleich und den Blitzmodus.
Viele neuere Kameras besitzen intelligente Automatikmodi, die bei einer vollautomatischen Belichtung auch manuelle Eingriffe und Einstellmöglichkeiten zulassen. Auch die Programmautomatik, auf der Wählscheibe mit dem P gekennzeichnet, ist ein Automatikmodus, lässt bei der Programmverschiebung (Programm-Shift) allerdings manuelle Voreinstellungen für alle Parameter zu. Falls diese nicht richtig eingestellt wurden, korrigiert die Kamera die Einstellungen automatisch, sodass am Ende trotzdem ein optimal ausgeleuchtetes Foto entsteht. Die manuellen Einstellungsmöglichkeiten mit einer automatischen Korrektur machen die Programmautomatik empfehlenswert für Fotografen, die sich allmählich weg vom Automatikmodus bewegen wollen, aber mit der manuellen Einstellung noch nicht so sicher sind.

Blendenpriorität (Av/A)

Die Blendenautomatik (Av/A für „Aperture Value“) ist eine halbautomatische Einstellungsmöglichkeit. Hier wird wie der Name schon sagt die Blende manuell eingestellt und genießt insofern Priorität, als dass diese nicht mehr von der Kamera korrigiert wird. Die Verschlusszeit sowie der ISO-Wert werden weiterhin automatisch der Blende angepasst.
Die Blendenpriorität ist besonders dann von Vorteil, wenn beispielweise eine bestimmte Schärfentiefe mit einer hohen oder niedrigen Blendenzahl erreicht werden soll oder wenn bei wenig Licht auf jeden Fall mit offener Blende und nicht mit Blitz fotografiert werden soll.

Zeitpriorität (Tv/S)

Die Zeitpriorität (Tv/S für Time Value bzw. Shutter Priority) lässt die manuelle Einstellung der Verschlusszeit zu und korrigiert mit der automatischen Einstellung der Blende und des ISO-Werts.
Die Zeitpriorität mach besonders dann Sinn, wenn für Langzeitbelichtungen oder für Sportaufnahmen besonders lange oder besonders kurze Verschlusszeiten wichtiger sind als die Einstellung der Blende.

Manueller Modus (M)

Wer jedoch beide Parameter voll unter Kontrolle haben möchte, wählt den manuellen Modus. Hier können Blende und Verschluss frei eingestellt werden. Auch der ISO-Wert kann nach Bedarf selbst festgelegt werden oder aber der Automatik überlassen werden. Professionelle und ambitionierte Fotografen brauchen für das gewünschte Ergebnis zumeist den Zugriff auf alle Einstellungsmöglichkeiten, weshalb der manuelle Modus in dem Fall die richtige Wahl ist.

Speicherabruf (C/MR)

Ein ganz raffinierter Modus findet sich besonders bei neueren Kameras. Hier lassen sich bereits bewährte Einstellungen der Belichtung abspeichern, sodass bei ähnlichen Lichtbedingungen gleich auf solche Einstellungen mit dem Modus C/MR für Custom bzw. Memory Recall zurückgegriffen werden kann. Das erleichtert die manuelle Einstellung natürlich ungemein und spart auch einiges an Zeit.

Kreativmodi

Fast alle neueren Consumer-Kameras bieten mit unterschiedlichen Kreativmodi voreingestellte Belichtungen für unterschiedliche Motive. Beliebte Modi gibt zum Beispiel speziell für die Portraitfotografie, für die Landschaftsfotografie, für Sonnenunter- und Aufgänge oder für Aufnahmen bei Nacht. Hier sind die Parameter automatisch so eingestellt, dass für das jeweilige Motiv die ideale Belichtung gegeben sein sollte. Allerdings sind diese Modi wenig verlässlich und führen nicht immer zu den erwarteten Ergebnissen.

Die richtige Wahl

Obwohl Profis wohl meistens im manuellen Modus fotografieren, wird niemand sagen, dass dieser der beste Modus ist. Dafür sind die Situationen, unter denen fotografiert wird, zu unterschiedlich. Während viele Fotografen die vollständige Kontrolle über alle Parameter sehr schätzen, greifen zum Beispiel Sportfotografen auch immer wieder auf die Zeitpriorität zurück, da sie kaum die Zeit haben, immer wieder die Belichtung vor jedem Foto neu zu justieren. Landschaftsfotografen hingegen fotografieren oft mit kleiner Blende im Modus der Blendenpriorität, um ein möglichst scharfes Bild vom Motiv zu bekommen und bei der Portraitfotografie eignet sich der gleiche Modus für die Einstellung einer offenen Blende.
Letztlich ist es auch immer die Frage, mit welchem Modus der Fotograf am besten zurechtkommt. Viele Einsteiger sind mit dem manuellen Modus überfordert und vom Automatikmodus schnell gelangweilt. Für diesen Zwischenschritt eignen sich die Modi der Programmautomatik und der Blenden- und Zeitpriorität ideal, denn so lässt sich das Zusammenspiel der verschiedenen Parameter sehr gut nachvollziehen und im nächsten Schritt bestenfalls auch anwenden.