Bildrauschen reduzieren
Wer kennt es nicht? Nach dem Sonnenuntergang im Garten oder mit der Familie im Restaurant, die Atmosphäre ist ausgelassen, die Mitmenschen lächeln und bieten beste Posen für tolle Fotos. Nur bei wenig Licht streikt so manche Kamera, die nicht mit einem internen Blitz ausgestattet ist. Auch wer auf Blitzlicht verzichten möchte, schlägt sich bei schwierigen Lichtverhältnissen oft mit Bildrauschen rum. Die störenden Artefakte, eben das Rauschen der dunklen Bereiche, ist in der Tat ärgerlich, lässt sich aber mit ein paar Tricks und Kniffen je nach Fall sehr stark reduzieren.
Aber was ist eigentlich Bildrauschen?
Die störenden Artefakte, die besonders gerne auf dunklen Flächen des Bildes erscheinen, fallen dadurch auf, dass sie in ihrer Helligkeit erheblich von dem eigentlichen Bildinhalt abweichen. Diese Störungen sehen aus wie eine Körnung oder wie ein Rauschen des Bildes, daher der Name. Früher, zu analogen Zeiten, hatte der Film eine vorgegebene Lichtempfindlichkeit. Bei wenig Licht musste also ein besonders lichtempfindlicher Film eingelegt werden. Die Lichtempfindlichkeit wurde bis 1987 in ASA-Werten und danach in ISO-Werten gemessen. Die ISO-Werte, also die Lichtempfindlichkeit, haben sowohl bei analogen Filmen als auch bei digitalen Kameras direkt mit dem Bildrauschen zu tun. Generell gilt: Je höher die ISO-Zahl, desto höher fällt das Bildrauschen aus.
Die Ursache des Bildrauschens liegt bei digitalen Kameras in den Sensoren, genauer gesagt in den einzelnen Zellen des Sensors. Durch den Trend, immer mehr Megapixel auf einen gleichbleibend großen Sensor unterzubringen, bekommt jeder Sensorpunkt weniger Licht, weshalb die empfangenen Signale verstärkt werden müssen. Dadurch wiederum kommt es zu einer Erwärmung, also einer erhöhten Arbeitstemperatur, die für die störenden Artefakte verantwortlich ist.
Daher gilt auch beim Kauf einer Kamera auf die Größe des Sensors und die Anzahl der Megapixel zu achten. Die Qualität der Signalverarbeitung ist entscheidend bei der Störanfälligkeit.
Wie kann Bildrauschen vermieden werden?
Einerseits kann natürlich versucht werden, die Kamera so schonend wie möglich zu bedienen, um den Chip nicht unnötig aufzuheizen. Die Arbeit mit dem Display und dem elektronischen Sucher lässt die Arbeitstemperatur steigen, doch irgendwie muss die Kamera schließlich bedient werden.
Kommen wir also zu dem wichtigsten Tipp: Der ISO-Wert sollte möglichst klein gehalten werden, um so wenig Störfehler wie möglich zuzulassen. Das ist aber nun mal leichter gesagt als getan, denn wenn wir wieder auf die schwierigen Lichtverhältnisse zu sprechen kommen, ist eine erhöhte ISO-Zahl kaum zu vermeiden.
Die ISO-Werte beginnen zumeist bei 100 und steigen teilweise bis zu mehreren hunderttausend. Bis 3.200 ist die Störanfälligkeit bei den meisten modernen Kameras kaum auffällig, einige zeigen sogar bei Werten bis zu über 10.000 kaum Detailverlust. Doch um gar nicht erst auf solche hohen Werte angewiesen zu sein, gibt es alternative Tricks, um die Lichtmenge, die auf die Sensoren fällt, so hoch wie möglich zu halten.
Durch die Verwendung eines lichtstarken Objektivs mit offener Blende beispielsweise wird die einfallende Lichtmenge erhöht, so dass der ISO-Wert kleiner eingestellt werden kann als bei geschlossener Blende.
Weiterhin kann durch die Verschlusszeit die Lichtmenge beeinflusst werden. Je länger die Zeit eingestellt wird, desto länger strömt Licht durch die Öffnung der Blende auf den Sensor. Der Nachteil bei einer langen Verschlusszeit ist, dass irgendwann – für gewöhnlich bei einer Zeit unter 1/10 Sekunde – die Bewegungen der Hand zu Verwacklungen der Bilder führen. Aufnahmen aus der Hand werden somit schwierig und nervenaufreibend, denn dauerhaft stillhalten kann auch der beste Fotograf nicht. Die Verwendung eines Stativs ist deutlich zu empfehlen, denn so führen längere Verschlusszeiten trotzdem zu gestochen scharfen Bildern. Allerdings nur dann, wenn sich das Motiv auch nicht stark bewegt. Bei Fotos von der Familie oder Freunden helfen auch lange Verschlusszeiten nicht, denn verwischte Gesichter sind auf jeden Fall noch schlimmer als rauschende Bildflächen.
Die letzte Möglichkeit, das rauschende Bild zu retten, sind Nachbearbeitungsprogramme. Der Großteil entsprechender Software auf dem Markt hat spezielle Tools, die genau das Rauschen reduzieren und das oft mit erstaunlich guten Ergebnissen. So lassen sich kleinere Störflächen normalerweise sehr präzise und zuverlässig entfernen, ohne dass sich die Arbeitsschritte auf die gelungenen Bildflächen übertragen. Dafür sind Fotos im RAW-Format deutlich besser geeignet als JPEG-Fotos, da die unkomprimierten Dateien über mehr Spielraum für die Bearbeitung verfügen. Wer kann, sollte seine Kamera also so einstellen, dass sie im RAW-Format aufnimmt. Selbstverständlich hat aber auch die beste Software ihre Grenzen, denn bei starkem Bildrauschen kann die Rauschreduzierung die normalen Bildbereiche irgendwann nicht mehr verschonen und entstellt dann auch schnell die lächelnden Gesichter.
Spätestens dann sollte man sich mit den Artefakten anfreunden. Wenn sich das Rauschen also partout nicht vermeiden lässt, kann immer noch die Absicht als Ausrede herhalten. Immerhin wird das Bildrauschen teilweise auch als stilistisches Mittel genutzt. Wenig Licht kann also auch zu Kreativität führen.